Dienstag, 9. Oktober 2012

Topkapi-Palast

“Topkapi” – das war für mich bisher nur der Titel eines Films – der eines ganz köstlichen aus dem Jahr 1964. In diesem Film spielen Melina Mercouri, Maximilian Schell und Peter Ustinov eine kleine Gangstercrew, die einen im Topkapi ausgestellten Dolch mit unsagbar wertvollen Steinen klauen wollen – und es fast schaffen. Aber eben nur fast. Denn der Dolch ist noch da und wird jeden Tag von Tausenden Besuchern bestaunt. 




Allerdings nicht von uns – wir hatten die Menschenmengen und Schlangen unterschätzt, die sich innerhalb der Topkapi-Anlage vor den einzelnen Gebäuden bzw. Museen im Laufe des Tages bilden - und die Größe der Palastanlage. Denn der Topkapi ist ein rund 70.000 qm großes Areal, das 1459 von Sultan Mehmed II angelegt wurde und wo bis 1856 alle türkischen Sultane residierten. 




Der Topkapi beherbergte nicht nur die eigentlichen Palasträume des Sultans, sondern hier wurde auch Gericht abgehalten (die Angeklagten wurden “vor den den Kadi” gebracht”), hingerichtet, verwaltet, regiert ..und intrigiert. Dies nicht zuletzt im Harem, wo zeitweise die Mütter der Sultanssöhne die verborgenen Strippenzieherinnen bei vielen Entscheidungen waren. Beeindruckt haben mich insbesondere die Kabinetträume, wo der türkische Diwan tagte, sprich die höchsten Amts- und Würdenträger. 




Das Gebäude ist ein relativ kleiner, dreigliedriger Bau mit Kuppeldächern -  sehr schön, aber doch recht übersichtlich, wenn man bedenkt,  dass hier Wirtschaft und Politik des gesamten osmanischen Reiches bestimmt wurden (übrigens: Der Sultan konnte hinter diesem Gitter den Ministern ungesehen lauschen). Zu vergleichen ist das bei uns mit dem Kabinett und der Riege der Minister, die bei uns an einem riesigen Kabinettstisch Platz nehmen. 




Mir fallen die Fernsehbilder von Kanzlerin Merkel ein, die dir lange Reihe der Minister begrüsst und ich frage mich, ob die Osmanen bei der  Verwaltung ihres Riesenreiches denn so viel effizienter waren als wir ?




Als Tipp aber hierzu: den Topkapi besucht man am besten ganz früh morgens (Eintritt 25 TFL, ohne Harem) oder erst am späteren Nachmittag. Grundsätzlich gilt das für fast alle Sehenswürdigkeiten, denn zwischen rd. 10.00 Uhr morgens und rd. 16.00 Uhr abends karren die grossen Reiseveranstalter, einschliesslich der grossen Kreuzfahrtschiffen, ihre Gäste per Bus in die Innenstadt und dann wird es voll …

Beitrag von Christl Schraut



Dienstag, 2. Oktober 2012

Bosporus

Wer nach Istanbul fährt, sollte unbedingt auch eine Bootsfahrt auf dem Bosporus mitmachen. An der Galata-Brücke liegen Unmengen große und kleiner, neuer und schrottig-alter Ausflugsboote nebeneinander. Natürlich wird man auch sofort angesprochen und zu einer Bootstour aufgefordert.


Welches Boot man wählt, ist Geschmackssache. Wichtig ist zu fragen, wann das Boot letztendlich los fährt. Wir waren die ersten auf einem relativ modernen Ausflugsschiff und mussten fast eine Stunde warten, bis das Boot endlich voll war und zur Bosporus-Tour aufbrach. Also: vorher schauen, ob schon genug Leute auf dem Boot sitzen und noch mal auf eine baldige Abfahrt pochen (ob das klappt, sei dahingestellt ;-)


Das Goldene Horn

Vor lauter Wasser könnte man fast den Überblick verlieren. Die Altstadt von Istanbul ist nämlich von drei Gewässern umgeben: dem Goldenen Horn, dem Bosporus und dem Marmarameer. Oben ist das Goldene Horn zu sehen, dahinter der Stadtteil Galata mit dem Galata-Turm. Das Goldene Horn ist eigentlich nur eine kleine Bucht. Wirklich interessant wird es, wenn man unter der Galata-Brücke hindurchfährt und damit auf dem Bosporus landet.


Der Bosporus

Über ihn ließen sich jetzt Romane schreiben, denn der Bosporus trennt nicht nur Europa von Asien, sondern verbindet auch das Marmarameer mit dem Schwarzen Meer. Logisch, dass er dadurch auch eine wichtige strategische Bedeutung hatte, denn die Handelsflotte musste erst einmal den Bosporus passieren, um nach Osten zu gelangen. Auch heute noch ist der Bosporus vielbefahren: Neben den besagten, unzähligen Ausflugsdampfern legen hier auch die Kreuzfahrtschiffe an (um Tausende von Touristen zur Hagia Sophia und zur Blauen Moschee zu bringen). Rund 150 Schiffe passieren zudem die 30 Kilometer lange Meerenge täglich - vom Containerschiff über den Öltanker bis zur Luxusyacht.


Villen und Paläste

Fährt man an einem Sommertag mit dem Boot auf dem Bosporus herum, dann genießt man die frische Luft, den kühlenden Wind und die Weite des Wassers. Ein krasser Gegensatz zu dem lebhaften Gedrängel in den Straßen der Stadt. Genau dieses Gefühl hatten auch die vielen Geschäftsleute und Gutbetuchten der Stadt, die es immer häufiger an die Ufer des Bosporus zog. Selbst der Sultan hatte irgendwann vom Topkapi-Palast genug und ließ sich einen Prunkbau im Barock-Stil am Bosporus bauen: den Dolmabahce-Palast.


Stadt der Gegensätze

Bei einer Bosporus-Tour sieht man eigentlich erst, wie unendlich groß und vielschichtig Istanbul ist. Moscheen wechseln sich ab mit Hochhäusern, Frauen in Burka mit Mädchen in Minirock, Angelboote mit Motoryachten, coole Lounges mit Teehäusern. Die Liste ließe sich endlos fortführen - und genau das macht die Faszination von Istanbul aus.